21 Tage 5 Überfahrten und 200 Seemeilen
- Carola Schmid
- 9. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Den stürmischen Ostermontag habe wir an Bord im Hafen in La Spezia abgewettert und uns ums nichts tun gekümmert. Die Vorhersage für den Mittwoch sah schon mal vielversprechend aus und wir entschieden uns in La Spezia zu verlängern und einen Ausflug in die Cinque Terre zu machen. Wäre auch wirklich zu schade gewesen hätten wir das zauberhafte Städtchen nicht besucht. Man merkte, dass auch dies ein beliebtes Ausflugsziel ist und an Ausflugstouristen und Reisegruppen hat es auch in Vernazza definitiv nicht gemangelt.

Vernazza, ein hübsches kleines Dorf in der Cinque Terre.
Aber im Vergleich zu Portofino waren die Gassen verhältnismässig leer. Nach einem leckeren Mittagessen und Rundgang durch das malerische Städtchen nahmen wir den Zug, welcher knapp 15 Minuten dauert, zurück nach La Spezia. Vom Bahnhof hatten wir dann noch einen 40 minütigen Spaziergang durch die wunderschöne Fussgängerzone zurück an den Hafen, welcher die perfekte Dauer für einen Nachmittagsschlaf unseres kleinen Kapitäns war. Nachdem Abendessen befassten wir zwei uns mit der Törnplanung für den Mittwoch. Es sah vielversprechend aus, dass wir morgen endlich in den Genuss eines fabelhaften Segeltags kommen werden. Nun ja abgesehen von der Sonne, die lässt noch auf sich warten, aber solange der Wind und die Richtung stimmt sind wir schon mehr als zufrieden.
Um 07.30 Uhr wurden wir dann vom Wecker geweckt und es hiess Leinen los und ab nach Pisa. Kiano ist glücklicherweise "noch" ein kleiner Langschläfer und ist erst aufgewacht als wir bereits unter Segel unterwegs in den Süden waren. Was uns das Ablegen und Betanken einiges erleichtert hat. Der Wind kam letztendlich südöstlicher als vorhergesagt somit kreuzten wir gegen den Wind auf nach Pisa. Die Alegre segelt sich wunderbar und wir waren durchschnittlich mit knapp 7 Knoten bei 15 Knoten Wind mit gerefftem Grossegel unterwegs.
We are sailing.
Nach einem längeren Schlag Richtung Süden wurde gewendet und wir konnten dann direkt Kurs nach Pisa nehmen. Was für ein befreiendes Gefühl sich vom Wind tragen zu lassen und in den Horizont zu blicken. Als dann gegen 13.00 Uhr die Sonne den Kampf gegen die Wolken gewonnen hat, wurden wir noch mit einem glitzernden Meer belohnt.

Ohne Worte. An alle Segler unter euch, das Vorliek haben wir noch durchgesetzt;)
Nach 38 Seemeilen haben wir um 15.50 Uhr im Porto di Pisa angelegt. Da es der erste Tag mit Alegre unter Segel mit Wellen und 15 - 18 Knoten Wind war, wissen wir nun auch, dass unter Deck alles einwandfrei verstaut ist und auch bei einer Wende und Lage alles an Ort und stelle bleibt. Von diesen Tagen dürfen gerne viele weitere folgen. Zufrieden genossen wir mit der Sonne im Gesicht den ersten Manöverschluck nach unserer ersten Überfahrt komplett unter Segel. Wir sind alle drei absolut verzaubert und Grinsen uns über beide Ohren an, so kann es Tag für Tag weitergehen.

Von Sonnenuntergängen kann man sich nie satt sehen.
Ausgeschlafen suchten wir am morgen zuerst den nahegelegenen Supermarkt auf und stockten unsere Vorräte auf. Bevor es dann anschliessend mit dem Bus in die Stadt Pisa ging. Die Bushaltestelle lag direkt gegenüber von unserem Liegeplatz. Busfahrplan gab es keinen. An der Bushaltestelle warteten jedoch seit 10.00 Uhr zwei Einheimische und somit verstauten wir rasch unseren Einkauf und machten uns auf den Weg an die Bushaltestelle. Glücklicherweise waren zu den zwei Personen noch mehr dazugestossen und der Bus kam um 10.20 Uhr. Nach ca. 40 Minuten sind wir dann in der Stadt angekommen. Der Bus hat gefühlt alle 500 Meter angehalten und jedes noch so kleine Dorf abgefahren, welches auf dem Weg in die Stadt war. Endlich in der Stadt angekommen schlenderten wir gemütlich durch die Fussgängerzone. Zwischendrin genehmigten wir uns einen Cappuccino bevor wir uns selbstverständlich den schiefen Turm von Pisa anschauten.

Oh ja, wir sind in Pisa und das mit unserem eigenem Segelboot.

Kianos Worte wären wohl: "Papi, nochmal und höher!:)"

Super-Dad on the Road.
Auch das Tief, welches uns seit Rapallo begleitete, hat sich endlich verzogen und wir konnten unseren Vitamin D Haushalt so langsam wieder auffüllen. Wir haben uns dann dazu entschieden, auf Empfehlung von Freunden, in einem Lokal bei der Marina di Pisa zu Mittag zu essen. Somit suchten wir die nächstgelegene Bushaltestelle auf. Diese Busverbindung war einiges direkter und nach 10 Minuten waren wir bereits wieder zurück im Hafen. Was uns sichtlich erfreut hat, denn der Hunger war gross. Nach einem leckeren Mittagessen in einem wunderschönen Lokal machten wir noch einen tollen Spaziergang durch das kleine Hafenstädtchen. Übrigens haben wir in dem Hafen doch tatsächlich, das Boot entdeckt auf welchem Pascal schon so einige Törns als Kind miterleben durfte. Was für ein Zufall. Und von eben diesen guten Freunde wurde uns das super Lokal für das Mittagessen empfohlen.

"La Bonita" im Hafen Marina di Pisa.
Wir genossen die Idylle und die Ruhe nachdem ganzen Trubel in Pisa. Pascal kümmerte sich anschliessend um kleinere Arbeiten am Boot, ja auch die werden nicht weniger. Man fühlt sich teilweise wie eine Spielfigur im "Leiterlispiel" sobald man das Eine erledigt hat und sich einen Schritt nach vorne bewegt, fällt man wieder drei Schritte zurück. Ein Leben auf dem Boot wird sicherlich nicht langweilig. Am Abend widmeten wir uns dann einmal mehr der weiteren Törnplanung für den Samstag. Wir haben der Küste entlang geplant einen kurzen Zwischenstopp in Livorno einzulegen jedoch sind wir dank der Windvorhersage für den Freitag auf die Insel Capraia gestossen. Eine kleine, schmucke Naturschutzinsel mit gerade mal 405 Einwohner weniger als 25 Seemeilen von Elba entfernt.
Da sich das Ablegen um 08.00 Uhr beim letzten Mal als wunderbar herausgestellt hat, machten wir es auch am Samstagmorgen genauso. Nachdem wir uns um 07.30 Uhr ziemlich verschlafen aus dem Bett gekämpft und warm eingepackt haben, wurde das Boot fürs Auslaufen klar gemacht, der Motor gestartet und Kurs nach Capraia genommen. Kiano hat das gesamte Manöver zu unserem Glück verschlafen und ist aufgewacht als die Segel gesetzt waren und wir bereits unseren verdienten Kaffee an Deck genossen haben. Wir hatten erneut wunderbaren Wind und konnten mit einem direkten Amwindkurs nach Capraia segeln. Mit durchschnittlich 5 - 6 Knoten sind wir 8 Stunden und 44 Seemeilen später in einen kleinen Fischerdorfhafen eingelaufen.

An dieser Aussicht kann man sich nicht satt sehen.
Nachdem der letzte Logbucheintrag für heute gemacht wurde, durften wir erfreut feststellen, dass wir nach fünf Überfahrten bereits 200 Seemeilen zurückgelegt haben.
Hierzu noch herzliche Gratulation an unseren kleinen Kapitän zu seinen ersten 200 Seemeilen auf dem Mittelmeer, die er mit seinen süssen 5 Monaten bereits zurückgelegt hat.
Süden wir kommen! Wir haben uns eine kleine idyllische Bar, um ehrlich zu sein es hatte nur eine Bar somit fiel die Entscheidung einfach wo wir unseren Apéro nehmen werden, am Hafen aufgesucht und ein Glas Weisswein genossen und auf die ersten 200 Seemeilen angestossen.

Auf dem Weg zum wohlverdienten Feierabenddrink.
Ohne Worte schauten wir uns in die Augen und lächelten uns an. Wie surreal, das Boot direkt gegenüber am Pier ist unsere Zuhause und wird uns noch an viele schöne Orte begleiten. Wir dürfen hier tatsächlich gerade unseren Traum leben und das hier ist erst der Anfang!

Unser "zweites" Baby im Hafen von Capraia.
Bis dahin "Servus und Tschüss".




Wieder so wunderbar geschrieben, man möchte gar nicht aufhören zu lesen.., leider müssen wir wieder warten bis es weitergeht .., wie ein spannendes Buch !!! Toll schreibst du Carola !!!!