Einfach mal wieder Kind sein
- Carola Schmid
- 3. Mai 2024
- 5 Min. Lesezeit
Dienstagmorgen, den 23. April 2024 haben wir frühzeitig Nettuno verlassen, da gegen den Abend erneut 30 Knoten Wind vorhergesagt sind. Als wir den Hafen verlassen haben, hat uns die Sonne bereits angelacht. Gaby und Alfredo haben sich ebenso dazu entschieden in den frühen Morgenstunden abzulegen und anstelle von Nettuno lieber in Gaeta die nächsten Tage Starkwind abzuwettern. Tancho verliess mit uns bei der Morgendämmerung den Hafen. Ziemlich zeitgleich hatten wir die Segel gesetzt und da war für Pascal klar, als passionierter Regattasegler, lasst das Rennen beginnen und Ziel war es selbstverständlich zuerst im Hafen Flavio di Gioia einzulaufen. Wir hatten knapp 16 Knoten Wind und einen perfekten Raumwindkurs nach Gaeta. Es lagen insgesamt etwas mehr als 50 Meilen vor uns. Pascal genoss diesen wahnsinnig tollen Segeltag in vollen Zügen. Er war beinahe durchgehend am Steuer und manövrierte uns nach Gaeta. Das Meer war von dem rauen Wetter die Tage zuvor noch ziemlich rau und wir hatten 1.5 - 2 Meter Wellen. Was auch dazu führte, dass ich mich mit Kiano mehrheitlich unter Deck bewegte. Wir ersegelten den neuen Topspeed von 10.4 Knoten und nach gut 8 Stunden fuhren wir in die Bucht von Gaeta ein.
Ein kleiner Eindruck von unserem vorzüglichen Segeltag nach Gaeta.
Kurz nachdem wir unser Boot vertaut hatten, segelte auch Tancho in Richtung Hafen. Ihnen wurde direkt der Liegeplatz neben uns zugewiesen. Natürlich waren wir stolz und positiv überrascht, dass unsere Alegre, dank perfekt getrimmten Segeln und top Steuermann, knapp 30 Minuten vor Tancho im Hafen von Gaeta vertaut war. Auch Alfredo war überrascht und musste natürlich sofort unser Geheimnis erfahren, wie wir es geschafft haben, Tancho davonzusegeln. Den auch Tancho, eine RM 1270 gilt als klare Rennmaschine und hat mit Gaby und Alfredo zwei super Segler an Bord. Nach diesem ereignisreichen Tag ging es noch auf eine kurze Erkundungstour in die Stadt und wir gönnten uns eine "Tielle", ein Nationalgebäck aus Gaeta, welches vorzüglich geschmeckt hat, bevor es zurück aufs Boot und schon bald ins Bett ging.

Hier zu sehen die "Tielle", das Nationalgebäck aus Gaeta.
Ausgeschlafen packten wir uns am nächsten Morgen den Kinderwagen und machten uns auf eine längere Erkundungstour des charmanten Städtchens Gaeta.

Strassenkunst in Gaeta.
Zuerst ging es in Richtung Altstadt, wo wir am Markt frische Früchte und Gemüse kauften. Anschliessend genossen wir einen Cappuccino am Strand an der Nordseite bevor es dann in einem der wenig geöffneten Restaurants gegen 14.00 Uhr ein kleines Mittagessen gab, bevor es zurück aufs Boot ging. Glücklicherweise war das Wetter doch einiges angenehmer als vorhergesagt. Der Wind war zwar relativ frisch und garstig, aber der Regen blieb glücklicherweise aus. Kurzzeitig kam dann sogar die Sonne hervor.

Eine der vielen wunderbaren Gassen in Gaeta.

Eine alte verlassene Fabrik auf der Nordseite von Gaeta.
Zurück im Hafen wurden wir dann direkt von Gaby und Alfredo zum Apéro eingeladen. Unser erstes Zusammentreffen mit der Tancho Crew war im Porto Turistico di Roma und seit da waren wir gemeinsam unterwegs. Daher freuten wir uns die Beiden bei einem gemütlichen Apéro näher kennenlernen zu dürfen. Hätten wir kein Baby, hätten wir Tancho vermutlich erst bei Dunkelheit verlassen. Die beiden sind ein tolles Paar und wir hatten eine super Zeit an Bord bei tollen Gesprächen. Eins können wir euch verraten, wir werden noch einige gemeinsame Stunden mit Alfredo und Gaby verbringen.
Nachdem wir am Donnerstag gemütlich aufgestanden sind und uns einen Kaffee an Bord gegönnt haben, packten wir Kiano in die Tragi und machten uns auf den Weg den Hügel hoch, um das Mauselo Munazio Planco zu besichtigen.

Mauseleo Planco in Gaeta.

Ein Teil der Ausgrabungen in voller Blütenpracht.
Es war eine riesige Völkerwanderung und ein Reisebus nach dem Anderen parkte unterhalb des Aufstiegs. Zuerst dachten wir uns, dass dies wohl ein sehr beliebtes Ausflugsziel sein muss, kurz darauf wurde uns mitgeteilt, dass heute "Tag der Befreiung" ist und somit ein Feiertag in Italien. Daher das hohe "Verkehrsaufkommen". Umso unwegiger das Gelände wurde, umso weniger Personen waren unterwegs, letztendlich waren wir dann auch die Einzigen die den Aufstieg bis zum Mausoleum auf der Spitze des Hügels meisterten.

Auf dem Weg nach oben.
Vor dem Abstieg gab es noch eine kurze Lunchpause für Kiano. Als der Kleine gesättigt und frisch gewickelt wieder umgeschnallt war und wir uns auf den Weg zurück in die Stadt machten, begann es zu regnen zuerst samte Tropfen, dann wurde der Regen stärker und die Tropfen schwerer. Kiano schaute in den Himmel und spürte zum ersten Mal bewusst Regen in seinem Gesicht. Er jauchzte und freute sich wahnsinnig über den Regen. Er grinste über beide Ohren und strahlte eine Freude aus die lässt sich nicht in Worten beschreiben. Es war für uns als kleine Familie ein unglaublich toller Moment, sodass wir alle drei stehenblieben in den Himmel schauten und uns den Regen ins Gesicht tropfen liessen. Diese Unbeschwertheit und Freude zu spüren, war ein einzigartiger Moment. Man will direkt wieder Kind sein.

Ausblick auf Gaeta.
Am späteren Nachmittag haben sich dann beinahe alle Wolken wieder verzogen und wir kamen noch in den Genuss von wenigen Sonnenstrahlen. Zurück auf dem Boot haben wir uns dann revanchiert und kurzerhand Gaby und Alfredo zu uns zum Apéro eingeladen. Erneut war es ein wunderbarer, bereichernder Abend mit den zwei Schweizern.
Für den Freitag waren dann noch einige Arbeiten am Boot geplant unter Anderem musste Pascal noch auf den Mast. Die GPS - Antenne hat dem Wind nicht mehr standgehalten und stand auf "Halbmast" und der neue Radarreflektor musste auch noch befestigt werden. Glücklicherweise hatte Alfredo eine "Ewinch" an Bord, somit hatten wir elektronische Unterstützung, um Pascal die knapp 18 Meter den Mast hochzuziehen. Wir entschieden uns dazu direkt am morgen die Energie zu nutzen und die Arbeiten am Mast zu erledigen. Der Akku der "Ewinch" war nach knapp 3/4 Masthöhe ausgeschöpft und ich musste dann die letzten Meter noch meine gesamte Kraft auspacken, um Pascal manuell nach oben zu bringen. Was jedoch ohne viele Mühe super ging. Nach knapp 60 Minuten waren alle Arbeiten am Rig erledigt.

Pascal geht hoch hinaus.

Was für ein Ausblick.
Am Samstag war dann geplant nach Ponza zu segeln und die nächsten 4 - 5 Tage vor Anker in Buchten zu verbringen. Daher mussten wir unseren Proviant noch auffüllen. Wir machten uns auf den Weg in die Stadt, um uns mit frischen Früchten und Gemüse an einem der vielen frischen Marktständen einzudecken. Am Abend kümmerten wir uns dann um die finale Törnplanung für die nächsten Tage. Es waren ruhige Tage mit viel Sonne und wenig Wind vorhergesagt ideal für ein paar entspannte Tage vor Anker. Gemeinsam mit Tancho entschieden wir uns um 07.00 Uhr abzulegen und den Wind am Morgen zu nutzen. Natürlich war Alfredos Kampfgeist geweckt und sein Ziel war es ganz klar, dass er bereits beim Manöverschluck sein wird, wenn wir mit "Alegre" unseren Anker in der Bucht werfen werden. Wer die knapp 42 Meilen letztendlich als erster abgesegelt hat, erfahrt ihr gerne im nächsten Beitrag.
Bis dahin "Servus und Tschüss."
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