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Reif für die Inseln

  • Autorenbild: Carola Schmid
    Carola Schmid
  • 12. Mai 2024
  • 7 Min. Lesezeit

Samstagmorgen 27. April 2024 um 06.30 Uhr war Tagwache. Ich kümmerte mich um eine Thermoskanne heisses Wasser für den Kaffee und machte das Boot unter Deck bereit zum Ablegen. Währenddessen bereitete Pascal an Deck alles für das Ablegen vor. Tancho hatte den Hafenplatz bereits verlassen und war gemäss AIS mit 5 Knoten ca. 1 Meile von uns entfernt unterwegs nach Ponza. Da wir mittlerweile ein eingespieltes Team sind, waren wir knapp 15 Minuten später bereits unter Segel. Wir hatten 15 Knoten scheinbaren Wind und einen perfekten Gennakerkurs. Da Tancho bereits einen kleinen Vorsprung hatte, wurde natürlich kurzerhand der Gennaker gesetzt und wir waren mit sagenhaften 8.4 Knoten Geschwindigkeit unterwegs nach Ponza. Wir beobachteten Tancho und kamen langsam näher. Natürlich war Alfredos Kampfgeist geweckt und auch sie setzten kurz darauf den Gennaker. Gemeinsam boten wir uns ein kleines Rennen. Kaum haben wir wenige Meter gut gemacht holte diese Alfredo auch wieder auf und es blieb ein Kopf an Kopf Rennen. Nach knapp 4 Stunden bemerkte Pascal glücklicherweise, dass die Tackleine am Gennakerbaum wortwörtlich nurnoch am seidenen Faden hing. Somit hiess es Gennaker bergen. Nachdem die Verbindung vom Gennakerbaum zur Tack wieder geflickt war, wollten wir den Gennaker erneut setzen, jedoch hatte der Wind in der Zwischenzeit noch mehr aufgefrischt und wir entschieden uns dazu mit der Genua weiterzusegeln. Auch Tancho hatte den Gennaker fairnesshalber geborgen (Danke Alfredo und Gaby, ihr seid wahre Sportsfreunde die Fairness leben) und wir waren beide wieder mit Genua und Grosssegel unterwegs. Mittlerweile waren es noch wenige Meilen bis zur Bucht Ferola. Tancho hatte uns per Funk dann mitgeteilt, dass sie sich für die Ankerbucht Cala di Luna, welche südlich in Ponza liegt entschieden haben und da die nächsten Nächte vor Anker verbringen werden. Wir hielten weiter Kurs in die Bucht Cala Ferola nordwestlich von Ponza. Um 16.00 Uhr war der Anker gesetzt und wir genossen ein Manöverdrink und einen traumhaften Blick auf die Felsen und das türkisfarbene Wasser. Diese Überfahrt ging knapp an Tancho, dies auch klar wegen ihrer Fairness.

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Den Abend schön ausklingen lassen...


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...und einen atemberaubenden Sonnenuntergang geniessen.


Ausgeschlafen öffneten wir am nächsten Morgen unsere Luken und genossen einen atemberaubenden Blick auf unsere Bucht. Am Abend zuvor war diese noch gefüllt mit Ausflugsbooten und Touristen, welche die bezaubernden Naturpools begutachteten.

Mittlerweile war sie leergefegt und wir waren die einzigen an diesem zauberhaften Ort. Der perfekten Zeitpunkt sich das SUP zu schnappen und die Naturpools und Steinklippen von Nahem zu besichtigen. Wir drei genossen einen "faulen" Sonntag vor Anker.

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Die traumhafte Buch Ferola.


Am Montagmorgen entschieden wir uns spontan dazu den Anker zu lichten und 5 Meilen weiter südöstlich die Cala di Luna zu erkunden. Angekommen in der Cala di Luna wurde der Anker überprüft und kurz darauf schnappten wir uns das SUP und machten uns auf den Weg in die Stadt Ponza. Was für ein abenteuerlicher Ausflug. Am Strand angekommen wurde das SUP festgemacht und wir machten uns auf Landerkundungstour. Es war ein alter Tunnel vorhanden, welcher die Bucht mit der Stadt Ponza verbindet. Der Tunnel ist vor Jahren eingestürzt und war somit offiziell nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Inoffiziell wurde dieser jedoch immer noch wacker genutzt. Es war ein wahrlich abenteuerlicher Weg in die Stadt. Zuerst führte uns dieser durch ein Tunnel. Pascal hatte vorausgedacht und die Stirnlampe eingepackt, was sich als sehr weise herausstellte, denn es war zeitweise stockfinster. Anschliessend musste man sich den Weg durch einen gefluteten Bereich bahnen, wo man sich den Weg von Stein zu Stein suchen musste, sofern man trockene Füsse behalten möchte. Der offizielle Ausgang war mit Gitterstäben zugesperrt und der inoffizielle Ausgang führte einen Steilhang nach oben, bei welchem für das letzte Stück eine Schot befestigt war, an welcher man sich hochziehen konnte. Nach knapp 20 Minuten waren wir wieder am Tageslicht, hatten festen Untergrund unter den Füssen und marschierten in Richtung Stadt.

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Der Höhlenweg nach Ponza.


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Bucht Cala di Luna.


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Zu Dritt auf dem Weg ans Land.


Der Ausflug hatte sich wahrlich gelohnt und wir wurden mit einem zuckersüssen kleinen Städtchen belohnt. Nach einer Gelati, kurzem Shopping und Cappuccino ging es zurück aufs Boot. Den Abend liessen wir bei einem wunderbaren Apéro und traumhaften Sonnenuntergang bei unseren Freunden Alfredo und Gaby ausklingen. Ebenso wurde die weitere Törnplanung besprochen. Es kam erneut Starkwind auf und somit entschieden wir uns den kleinen Hafen in der Nachbarsinsel Ventotene aufzusuchen.

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Das kleine Fischerdorf Ponza.


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Kleiner Shoppingtrip durch das Dorf.


Um 07:30 Uhr wurde der Anker gelichtet und wir machten uns unter Segel mit 6 Knoten Fahrt auf den Weg Richtung Ventotene. Tancho war bereits schon wieder vor uns unterwegs. Wie Gaby immer so schön über Alfredo sagt: "Die senile Bettflucht." Kurz nachdem Mittag sind wir in Ventotene angekommen und wir freuten uns und hofften zugleich ein Restaurant für das Mittagessen zu finden. Das letzte Mal, dass wir uns bedienen liessen war in Rom und das ist mittlerweile 9 Tage her. Somit hiess es Boot vertauen, Logbucheintrag machen, Kind einpacken und sich auf die Suche nach einem Restaurant machen. Keine 200m von unserem Liegeplatz fanden wir ein kleines, schmuckes Lokal. Alfredo und Gaby hatten dieselbe Idee und waren bereits direkt am Tisch neben uns. Nach einem ausgezeichneten Mittagessen erkundeten wir anschliessend Ventotene. Ein Ort, welcher uns mit seinem Charme direkt verzaubert hat. Nach einem längeren Spaziergang gönnten wir uns noch ein Bier in einer Bar mit Aussicht auf den Hafen.

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Marina di Ventotene.


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Wo wir ein lokales Bier genossen.


In der Bar waren bereits drei Angestellte am Vorbereiten und wir drei waren die einzigen Gäste. Wir haben noch darüber gelacht und gemeint, wofür es denn hier so viele Mitarbeiter brauche, da weit und breit keine weiteren Gäste sichtbar waren. Kaum zurück auf dem Boot wurde unsere Frage beantwortet. Denn just in dem Moment war der Soundcheck in ebendieser Bar, wo heute Abend wohl noch eine "fette" Party steigen wird. Oh ja und was für eine Party. Ab 20:00 Uhr waren die Boxen aufgedreht und wir wurden bis 02:00 Uhr in der früh musikalisch unterhalten.


Nach einer durchzechten Nacht war heute ein Tag zum Abwettern. Dicke Wolken verdeckten den Himmel, aber gemäss Wetterradar sollte der Regen erst um 12.00 Uhr beginnen. Wir schnappten uns ein trockenes Zeitfenster, um unseren Proviant aufzustocken. Tatsächlich spürten wir zurück auf dem Boot die ersten Tropfen und kurz darauf regnete es in Strömen. Für heute hatten wir einen vorläufig letzten Apéro mit Tancho geplant, da sich ab morgen unsere gemeinsamen Wege trennen werden. Wir genossen einen wunderbaren Abend. Wir werden in Kontakt bleiben und vermutlich wird man sich in Sizilien erneut auf ein Glas Rotwein auf einem der Boote treffen, einen wunderbaren Sonnenuntergang geniessen und über das Erlebte sinnieren. Bis dahin wünschen wir Tancho stets guten Wind, gute Gesellschaft und selbstverständlich eine handbreit Wasser unter dem Kiel.


Donnerstagmorgen 2. Mai 2024 um 07:00 Uhr hatten wir gemeinsam mit Tancho ausgemacht abzulegen. Natürlich kannten wir Alfredo mittlerweile so gut, dass wir wussten, wenn wir 07:00 Uhr sagen, wird er wohl bereits um 06:30 Uhr bereit sein.



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Wer hätte gedacht, dass wir bei der Ausfahrt in Ventotene Flamingos sehen.


Dem war natürlich so und wir waren somit bewusst auch schon etwas früher wach. Um 06:50 Uhr waren wir dann bereits mit 8 Knoten gerefften Grosssegel und Genua unterwegs nach Procida. Blickte man zurück sah man bereits die Schlechtwetterfront, welche aufzog. Man konnten sichtlich sehen, wie alle Schiffe Ventotene frühzeitig verliessen und in Richtung Ischia, Salerno oder Procida unterwegs waren um das Unwetter hinter sich zu lassen. Was für eine tolle mystische Stimmung. Wir und Tancho waren die letzten die Ventotene verliessen. Jedoch aufgrund unserer letzten gemeinsamen Trips schon geübt im "regattieren" und so kamen wir beide Tancho und Alegre als erste Boote auf den Inseln von Napoli an.

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Das Unwetter im Anmarsch.


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Unsere Rennmaschine.

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"Tancho" noch unter Vorsegel unterwegs.


Wir hatten traumhaften Wind und kamen um 11:00 Uhr und 27 Meilen später trocken in Procida an. Keine 15 Minuten später kam die Front und der Wind bliess mit bis zu 34 Knoten in der Spitze und es regnete in Strömen. Nachdem die Front über uns gezogen ist, machten wir uns auf eine kurze Erkundungstour von Procida. Den Rest vom Tag haben wir auf dem Boot verbracht und sind dann frühzeitig ins Bett.


Die nächsten Tage haben wir dann die Insel erkundetet und wurden positiv überrascht. Zu Beginn waren wir überrascht, wie laut die Insel ist. In der Nähe des Hafens waren die Roller in jeder noch so kleinen Gassen mit Vollgas unterwegs. Es legte eine Fähre nach der Anderen an und brachte Touristen auf die Insel. Als wir dann am Sonntag den Bus nahmen und auf die andere Seite der Insel gingen, entdeckten wir die Schönheit von Procida. Nach einem kleinen Frühstück machten wir uns zu Fuss zurück zu unserem Hafen. Wir waren knapp eine Stunde unterwegs und es waren zauberhafte wunderbare Gässchen, traumhafte Ausblicke aufs Meer und die kunterbunten Häuser. Nun war uns bewusst, warum viele von der Insel Procida geschwärmt haben. Nach einer wunderbaren Entdeckungsreise sind wir am Abend müde ins Bett gefallen.

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Naturschutzinsel bei Procida.


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Zauberhafter Blick auf Procida.


Nun war es an der Zeit sich von den Inseln zu verabschieden und sich wieder auf den Weg ans Festland zu machen. Denn wir erwarteten hohen Besuch. Daher wurde am Sonntagmorgen noch fleissig geputzt und eingekauft, dass wir dann am Montag bereit waren für die ersten Gäste an Bord. Um 12:30 Uhr waren wir soweit bereit, dass Schiff glänzte wie neu und der Kühlschrank war gefühlt.

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Wir sind bereit für die ersten Gäste.


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Gästekoje ist eingerichtet.


Der Wind hatte etwas aufgefrischt, wir verliessen Procida und um 13:05 Uhr waren die Segel mit Kurs nach Pozzuoli gesetzt, ein Industriehafen westlich von Napoli, wo wir am Montag unseren ersten Besuch in Empfang nehmen werden. Die Vorfreude lässt sich nicht in Worte fassen. Wir konnten es kaum noch erwarten bis endlich Montag ist. Dem Kind würde man sagen: "Nur noch einmal Schlafen". Unsere spannende Reise zu fünft an Bord gerne im nächsten Beitrag.


Bis dahin "Servus und Tschüss".

 
 
 

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