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Ungeplanter Landurlaub

  • Autorenbild: Carola Schmid
    Carola Schmid
  • 23. Mai 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Donnerstag, 09. Mai 2024 um 12:30 Uhr manövrierten wir unsere Yacht durch die Einfahrt des Hafens Autuori Orrmeggio in Salerno auch Nuovo Porto genannt. Wir haben uns am Vorabend telefonisch angemeldet und ein Liegeplatz für 1 - 2 Nächte reserviert. Bereits am Telefon haben wir unsere Schiffsmasse von 13.75 Meter Länge, 4.2m Breite und 2.5m Tiefe durchgegeben. Vor dem Hafen versuchten wir wie üblich die Marineros auf dem VHF Funk zu erreichen, damit sie uns an den geplanten Liegeplatz weisen können. Nach mehrmaligem Versuch und keiner Antwort, habe ich das Hafenbüro telefonisch kontaktiert, welches sich dann darum gekümmert hat, dass sich die Marineros auf den Weg zum Pier machten. Uns wurde ein Liegeplatz ziemlich weit im Inneren der Marina zugewiesen. Wir haben die Marineros mehrmals darauf hingewiesen, dass unser Boot einen Tiefgang von 2.5m hat und es viele freie Liegeplätze weiter aussen gehabt hätte. Sie haben uns wiederholt bestätigt, dass es hier 3m tief ist und die Durchfahrt, welche übrigens nicht breiter als 10m war, für uns problemlos zu passieren sei. Letzendlich vertrauten wir den Marineros und fuhren mit knapp 2.5 Knoten durch. Bei der Durchfahrt wurde unser Boot dann leider abrubt gestoppt. Der Schwimmponton war mit einer Metallkette an der Steinmole befestigt, welche definitiv nicht tiefer war als 2.5m. Die Marineros waren genauso überrascht wie wir. Zu Beginn wollten sie noch, dass wir weiter fahren, was für uns klar nicht in Frage kam. Anschliessend wurde uns ein anderer Liegeplatz zugewiesen. Nachdem wir das Boot vertaut hatten, wurde sofort der Schaden begutachtet. Pascal nahm unsere GoPro und tauchte ab. Ich und Peter kontrollierten in der Zwischenzeit die Bilge und Yvonne bespasste den Kleinen. Zum Glück waren Omi und Opi noch an Bord. Die Bilge war soweit trocken, was für den Moment natürlich beruhigend war. Jedoch war die vordere Kielschraube leicht locker. Was klar ein Zeichen war, dass sich der Kiel bewegt hat. Pascal kam anschliessend mit den Videoaufnahmen vom Kiel zurück an Bord und auch da war klar ein Schaden ersichtlich.

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Kette am tiefsten Punkt mit Antifouling von unserem Kiel.

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Pascal bei der Messung mit dem Handecholot. Dieser Blick hatte der Marinero als er uns eingewiesen hat.

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Der Schaden am Kiel.


Natürlich haben wir die Marineros auf unseren Schaden, welche ganz klar durch grob fahrlässigen Handels ihrerseits entstanden ist, hingewiesen. Diese wollten von nichts wissen und meinten zuerst, dass dies ganz klar ein alter Schaden sei und wir sie nun bewusst beschuldigen möchten. Pascal tauchte dann mit unserem Handecholot die Durchfahrt ab um die maximale Tiefe zu messen, natürlich auch dies stets mit der GoPro als Dokumentation für die Versicherung. Die Metallkette war am tiefsten Punkt 2.4m. Mit allen Aufnahmen machten wir uns erneut auf den Weg ins Hafenbüro, um sie auf den Schaden aufmerksam zu machen und dass wir gerne das weitere Vorgehen besprechen möchten. Wir wurden dann vertröstet, dass der Chef der Marina erst gegen 16.00 Uhr wieder im Hafen sein wird. Ebenso wurden wir mit einem eher aggressiven Ton darauf hingewiesen, dass sie sich keiner Schuld bewusst seien und wir den Schaden selbst verursacht hätten. Peter und Yvonne haben in der Zwischenzeit die Zeit genutzt und haben noch einen kurzen Ausflug in die Stadt Salerno unternommen. Als wir dann kurz nach 16.00 Uhr erneut ins Hafenbüro sind, hiess es "domani, domani", soviel wie morgen ist der Chef sicher hier. Uns blieb nicht viel übrig, als zu hoffen, dass wir morgen mit jemanden sprechen können, der sich unserem Problem annimmt. Da es der letzte Abend mit Omi und Opi an Bord war, wollten wir diesen natürlich noch geniessen.

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Traumhafte Segelbedingungen bei der Überfahrt von Amalfi nach Salerno.


Wir versuchten das Geschehene für diesen Abend zu vergessen und den Abend bei einem gemütlichen "Znacht" ausklingen zu lassen. Dies ist uns dann auch gelungen und wir genossen einen zauberhaften und unvergesslichen Abend.

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Omi gibt Vollgas und Kiano geniesst es in vollen Zügen.


Am nächsten Morgen wurde als erstes die Bilge kontrolliert, wo wir dann feststellen mussten, dass diese mittlerweile doch ein wenig Wasser aufweist. Wir dokumentierten alles, damit wir sowohl für die Versicherung als auch für uns alles klar festgehalten haben. Anschliessend genossen wir einen letzten gemeinsamen Kaffee und begleiteten unseren hohen Besuch zum Abholort des Taxis. Jeder Abschied fällt schwer und dass sie den kleinen Enkel für längere Zeit nicht sehen werden, macht den Abschied noch um einiges schwieriger. Wir hoffen, dass wir sie schon bald wieder bei uns an Bord haben dürfen. Nachdem Abschied hiess es für uns erstmal zurück zum Hafen und zu hoffen, dass wir nun endlich jemanden finden der erstens Englisch spricht und sich zweitens dem durch sie verursachten Schaden annimmt und wir gemeinsam eine Lösung finden können. Wir haben mittlerweile bereits Kontakt mit unserer Versicherung aufgenommen, diese hat uns wiederum die Kontaktdaten von Pasquale Petrucci gegeben, welcher als Experte in der Region Napoli arbeitet und fliessend Englisch spricht. Im Hafenbüro angekommen, trafen wir Angela, welche für uns als Dolmetscherin fungierte und wir konnten das Problem erläutern. Wir verbachten den ganzen Freitag mehr oder weniger im Hafenbüro und nach längeren Diskussionen und Gesprächen war klar, dass wir hier nicht weiterkommen. Gemäss ihnen waren wir ganz klar die Schuldigen und es sei zudem schon ein alter Schaden. Für uns war eines klar, wir wollen so rasch wie möglich diesen Hafen verlassen. Nach einem weiteren Telefonat mit der Versicherung entschieden wir uns dann den Hafen am Samstagmorgen zu verlassen und nach Agropoli zu segeln, wo gemäss unserem Experten eine Werft am Dienstag oder Mittwoch einen freien Termin hat um das Boot aus dem Wasser zu heben und den Schaden zu überprüfen.

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Am Freitag nahmen wir uns dann zwischendurch noch die Zeit Salerno zu erkunden.


Samstagmorgen haben wir dann das Schiff losgemacht und Salerno verlassen. Eine wirklich sehenswerte Stadt, welche uns jedoch leider in sehr schlechter Erinnerung bleiben wird. Wir hatten dann als kleine Belohnung einen wunderbaren Segeltag und sind mit 6 Knoten Fahrt unter Vorsegel insgesamt 23 Meilen weiter in den Süden gesegelt. In Agropoli haben wir dann in einer wunderbaren Bucht den Ankern geworfen und versucht das Passierte für einen Moment beiseite zu schieben und die gemeinsame Zeit an diesem zauberhaften Ort zu geniessen was uns Dreien sehr gut gelungen ist.

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Fische füttern mit Kiano.


Da Wochenende war wurde vor Montag sowieso nichts gemacht. Zum Glück war unsere Alegre noch segeltauglich und wir mussten nur das Wasser in der Bilge ab und an aufnehmen. Die Verbindung vom Kiel zum Boot sowie der Rumpf wiesen nach erster Begutachtung durch Pascal unter Wasser keine strukturellen Schäden auf, die eine Weiterfahrt gefährlich gemacht hätten. Nachdem letzten Gespräch mit Pasquale unserem Experten war geplant, dass wir am Montag in die Marina Agropoli verlegen werden, welche weniger als 1.5 Meilen von der Bucht entfernt war.

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Wir durften zauberhafte Sonnenuntergänge geniessen. Die Insel im Bild ist übrigens Capri.


Natürlich wurde die Bilge stets kontrolliert und alles in unserem Logbuch schriftlich festgehalten. Pascal hat übers Wochenende das gesamte Bildmaterial sortiert und der Versicherung einen ausführlichen Bericht zugestellt.


Montagmorgen sind wir dann um 8:00 Uhr aufgestanden und haben uns gemütlich einen Kaffee zubereitet. Anschliessend wollten wir noch kurz Schwimmen gehen, bevor wir in die Marina Agropoli verlegen würden. Um 8:30 Uhr meldete sich dann der Experte bei uns und teilte uns mit, dass wir heute noch einen Krantermin in Sapri haben und diese Werft auch für grössere Reparaturen bestens ausgestattet sei. Da es für uns enorm wichtig war, dass der Schaden möglichst rasch begutachtet und hoffentlich behoben wird, haben wir direkt zugestimmt. Es gab nur einen Haken, Sapri liegt knapp 47 Meilen weiter südlich. Somit hatten wir heute noch eine längere Reise vor uns und dies bei knapp 3 Knoten Wind. Was soviel hiess wie Motor an und 7 Stunden in den Süden tuckern. Um 17:00 Uhr war "Alegre" am Kran und um 18:00 Uhr auf dem Trockenliegeplatz.

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"Alegre" wird aus dem Wasser gehoben.


Pasquale war ebenfalls in der Marina und begutachtete mit uns den Schaden. Zu Beginn waren wir optimistisch, dass es sich nur um eine kleine kosmetische Ausbesserung handeln würde und dies innert einem Tag erledigt sein sollte. Dies jedoch bis das Boot mit dem Kran bewegt wurde und klar ersichtlich war, dass sich der Kiel bewegt, was soviel hiess, dass morgen überprüft werden muss, ob es sich nicht nur um einen "kleineren" kosmetischen Schaden handelt und die Schrauben angezogen werden müssen oder ob der Kiel allenfalls komplett abmontiert werden muss.

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Hoffentlich "nur" ein kosmetischer Schaden.


Vorläufig packten wir nun unsere Taschen und liessen unser neues Zuhause in der Werft. Angekommen in unserem vorläufigen "daheim" hoffen wir sehr, dass wir morgen eine gute Nachricht bekommen.


Bis dahin "Servus und Tschüss".

 
 
 

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