Von Sardinen bis Napoleon
- Carola Schmid
- 16. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Am Samstagmorgen den 06. April haben wir uns für eine kleine Wanderung durch die Wildnis der Naturschutzinsel Capraia entschieden, bevor wir dann anschliessend um 12.00 Uhr ablegen werden und den vorhergesagten Wind nutzen um nach Elba zu segeln.

Blick auf den idyllischen Fischerhafen der Insel Capraia.
Um 10.00 Uhr haben wir unsere Schuhe geschnürt, Kiano in die Tragi gepackt und sind losmaschiert. Direkt hinter dem Hafen führte ein Wanderweg durch die Natur hoch zum kleinen Dorf. Es war eine Vielfältigkeit von blühenden Pflanzen und Insekten und der Duft von Frühling war verführerisch.

Was für eine tolle Wanderung.

Natur pur!
Wie es scheint ein absolutes Paradies für Hummeln, es war teilweise so ein "gehummeln" um uns herum, dass wir lauter Sprechen mussten um uns gegenseitig zu verstehen.

Daher auch die süssen Warnschilder.
Nach einem wunderbaren ca. 30 minütigen Aufstieg kamen wir im süssen Dorf Capraia an. Wir machten noch einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt.

Freiheit pur.
Bevor wir dann den direkten Weg zurück an den Hafen nahmen. Kurz vor 12.00 Uhr waren wir zurück auf dem Boot und machten zeitnah alles bereit zum Ablegen, da der Wind schwächer und sich gemäss Vorhersage schon einiges früher verabschieden würde. Wir entschieden uns nur das Vorsegel zu setzen um den Kurs einzuschätzen, welcher möglich ist zu segeln. Wir waren positiv überrascht und waren direkt mit 6.8 Knoten bei 16 Knoten wahrem Wind unterwegs. Somit entschieden wir uns es gemütlich zu nehmen und uns vom Vorsegel in Richtung Elba zu tragen.

Genuss pur.
Leider ist der Wind dann knapp eine Stunde später ziemlich eingeschlafen und als wir dann noch mit einem knappen Knoten Wind und mehr als 20 Seemeilen vor uns unterwegs waren, entschieden wir uns den Motor zu starten. Kurzzeitig konnten wir nochmals segeln, trotz allem mussten wir jedoch den grösseren Teil unter Motor zurücklegen. Um 16.10 Uhr sind wir dann im Hafen in Portoferraio in Elba eingelaufen. Was für eine malerische Hafenpromenaden direkt vor unserem Liegeplatz. Die Menschen waren auf den Strassen, genossen ihre Feierabenddrinks und in der Bar spielte die Musik. Was für ein wunderbarer Empfang. Kaum angekommen, packten wir den Kinderwagen und machten uns auf Entdeckungsreise. Wobei diese sich in Grenzen hielt und wir ziemlich schnell von einer süssen Bar zu einem Sundowner Drink verführt wurden.

Eine wunderbare Weinbar direkt gegenüber unseres Liegeplatzes.
Am Sonntag war dann der grosse Waschtag angesagt. Von Kiano über unser Kleider bis hin zum Boot war alles mit dabei. Glücklicherweise war nicht weit von uns eine Self-Service-Wäscherei. Während die Wäsche in den Maschinen war, kümmerten wir uns ums Boot. Anschliessend wurde die Wäsche abgeholt, da der Trockner nicht mehr der Jüngste war, mussten wir ein wenig improvisieren um die Wäsche trocken zu bekommen.

Einmal waschen bitte!

Anschliessende Resttrocknung in und ums Boot.
Aber Improvisation war bei uns noch nie ein Problem. Ich war noch nie so kreativ in der Küche und Pascal hat Sachen teilweise pragmatisch als auch sehr praktisch repariert. Die Ressourcen bei einem Leben auf einem Segelschiff sind limitiert und damit lernt man umzugehen und ebenso wertzuschätzen. Unsere Nachbarn in Elba waren ein deutsches Ehepaar, Klaus und Anette, welche uns bereits am Samstagabend herzlichst empfangen haben. Von ihnen konnten wir einen gebrauchten aber in top Zustand befindlichen Gru (Kran für Aussenbordmotor fürs Beiboot) abkaufen, welcher auch bei einem POB (Person über Bord) äusserst nützlich sein kann. Ebenso wurden fleissig Erfahrungen und Handwerkertipps sowie Revierempfehlungen ausgetauscht.
Am Tag darauf war es Zeit in die Altstadt von Portoferraio einzutauchen. Daher machten wir uns direkt am Morgen auf den Weg in die Festung "Forte Falcone", welche mit ihren 2360 qm2 einen Grossteil der Altstadt einnimmt.

Die zwei Jungs geniessen den Ausblick.

Ausblick über Portoferraio.

Ob der Spielplatz auch bereits 1548 errichtet wurde?
Tatsächlich hatten wir die komplette Festung für uns und fühlten uns schon direkt ein wenig Erhaben. Erstens haben die Touristen ihren Weg nach Elba noch nicht gefunden und zweitens war es Montagmorgen um 10.00 Uhr, da verirrt sich anscheinend kaum jemand hierher. Nach einem Spaziergang durch die gesamte Festung waren wir gegen 11.30 Uhr zurück auf dem Boot und es stellte sich die Frage nach dem Mittagessen. Just in dem Moment kam Klaus mit einem Sack voller Sardinen zurück aufs Boot. Da hat sich die Frage nach dem Mittagessen wohl geklärt. Wir machten uns auf dem Weg zum Fischer und kauften uns frische Sardinen.

Eine Tüte voll Sardinen, bitte!
Eigentlich hätten uns 10 Stück gereicht, dass stand jedoch ausser Frage, gemäss den Fischern, gab es aber entweder ein Tüte voll mit ca. 40 Stück oder direkt den kompletten Harrass. So bescheiden wie wir sind entschieden wir uns für die 40 Stück für gerade mal 5 Euro. Zurück auf dem Boot freute sich Pascal riesig auf die Zubereitung und man muss sagen, die besten Sardinen die ich bis jetzt geniessen durfte. Ausgezeichnet!

Nach einer aufwendigen Zubereitung...

...kamen wir in den Genuss von sagenhaften Sardinen im Ofen gebacken.
Danach widmete sich Pascal einer kleineren Reparatur an den Backskisten und ich bespasste unseren Zwerg. Da wären wir bei dem "Leiterlispiel", als das neue Teil montiert war, ist ziemlich zeitnah das alte Zusatzstück gerissen. Somit hiess es wieder 3 Felder zurück. Leider hatten wir keine passenden Ersatzschrauben an Bord und Pascal musste die Reparatur auf den Dienstag verschieben, um zuerst den Shop aufzusuchen und das passende Material zu besorgen. Gut für mich somit hatte er Zeit mich beim grösseren Lebensmitteleinkauf zu begleiten.
Am Dienstag stand für Pascal die Reparatur an oberster Stelle. Der nächste Shop war dann doch weiter entfernt als erwartet. Freundlicherweise durfte Pascal sich das Fahrrad von Klaus, unserem Bootsnachbar, borgen um kurz einen Abstecher in den Shop zu machen und die benötigten Schrauben zu besorgen. Währenddessen erkundeten wir zwei neugierig so ziemlich jede Gasse der Altstadt. Man muss sagen, sie ist auch sehr überschaubar aber zuckersüss.

Die wunderschönen Gassen in der Altstadt Portoferraio.

Jedes Gässchen hat seinen eigenen Charme.
Geplant war, dass wir am Mittwoch den Wind nutzen und wieder ans Festland Richtung Orbetello in den Hafen Porto Santo Stefano segeln, wo wir übrigens unsere Reise "Segelschiffkauf" begonnen haben. Als wir dann am späteren Nachmittag nochmals die Windvorhersage überprüften, entschieden wir uns kurzerhand noch eine Nacht zu verlängern, da doch eher wieder Starkwinde aus Südosten zu erwarten waren. Somit ging es noch kurz ins Hafenbüro und wir buchten eine zusätzliche Nacht an diesem wunderbaren Ort.
Wir nutzten den Mittwoch um sowohl uns als auch Kiano geschichtlich weiterzubilden und besuchten die "Villa dei Mulini", eine von vielen Residenzen von Napoleon.

Die "Villa dei Mulini" das Exil von Napoleon auf Elba im Jahr 1815.

Die Geschichte besagt, dass der wahre Palast der Garten gewesen sei, wo er das Meer studierte und seine Revanche schmiedete.

Wobei man sagen muss, der Garten war wirklich nicht zu verachten.


Mit einem traumhaften Blick aufs Meer und die Festung "Forte Stella".
Danach unternahmen wir einen ausgiebigen Spaziergang und genossen den Blick aufs Meer auf der Nordseite von Portoferraio.

Blick aufs Meer. Ein grosser Teil unseres Zuhauses.
Nach fünf Nächten im Hafen spürten wir bereits das Fernweh und wir freuten uns morgen wieder abzulegen und in einen wunderbaren neuen Ort einzutauchen. Das wir im Paradies landen würden, hätten wir nicht gedacht. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag.
Bis dahin "Servus und Tschüss".




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